Spezialitäten vom Lago an der Isar
Süddeutsche Zeitung München vom 13. August 2015
Wer am Gardasee italienische Kost verpasst hat, kann das in
München gut nachholen
Von Andreas Schubert
Rudolf und Brigitta Gail importieren Weine aus der Gardasee-Region.
Sie selbst verbringen dort etwa sechs Monate pro Jahr.
Auch der Gardasee ist nicht perfekt, denn er hat einen großen
Nachteil: Er ist bisher weder mit S- noch mit U-Bahn zu erreichen.
Ein bisschen Abhilfe schaffen diverse Angebote in München, die
zumindest eine mentale Brücke zum "Lago di Monaco" schlagen. So gibt
es unter anderem das Restaurant "Lago di Garda" in der Baaderstraße
oder das "Salò" in der Schwabinger Schraudolphstraße. Letzteres ist
nach dem Ort am See benannt und zielt explizit - so wirbt das Lokal
- auf "die angeborene Zuneigung der Münchner zum Lago di Garda" ab.
Ambiente, Stimmung und Speisen sollen "das Gefühl eines kleinen
Ausflugs an den Gardasee schaffen". Und so stehen lombardische Küche
und Weine aus den Regionen rund um den Gardasee auf der Karte.
Immerhin ein kleiner Trost für alle, die auf Lago-Entzug sind.
Auch das Münchner Ehepaar Brigitta und Rudolf Gail bringt mit seinem
kleinen Handelsunternehmen "Wein ist Gail" ein Stück Gardasee an die
Isar. Eigentlich sind beide schon im Rentenalter (er: 66, sie: 68),
aber das hat die beiden Gardaseefans nicht daran gehindert, vor drei
Jahren ein Startup zu gründen, das ausgesuchte Weine vom Gardasee
sowie Olivenöl und Balsamico vertreibt. "Es ist aber eher ein
Hobby", sagt Rudolf Gail, der Diplomkaufmann ist und Firmen in
Investitionsfragen berät. Aber auch wenn man älter werde, brauche
man eine Beschäftigung, betont er. Und der humorige Firmenname habe
sich irgendwie angeboten.
Dass die Gails ausschließlich Erzeugnisse aus den Regionen um den
Gardasee herum vertreiben, liegt an ihrer Liebe zum See, die die
gebürtigen Münchner schon in ihrer Jugend entdeckt haben. "Mit 18
bin ich bei Bardolino den Hang mit dem Rad runtergefahren, und da
hab ich mir gesagt, da zieh ich mal hin", sagt Rudolf Gail.
Und während die Gails früher zum Zelten nach Italien gefahren sind,
besitzen sie heute ein Haus in der Nähe von Garda, wo sie die Hälfte
des Jahres verbringen. Mit der Zeit haben sie Weingüter kennen- und
schätzen gelernt und auf dem Heimweg immer den Kofferraum voller
Weinkisten geladen. Als dann immer mehr Freunde nachfragten, ob sie
ihnen nicht eine Kiste abkaufen könnten, entstand irgendwann die
Idee, eine Firma zu gründen. Eine befreundete Sommelière, die mit
einigen Geheimtipps aufwartete, ermutigte sie dazu. So lagern im
Weinkeller der Gails in Obermenzing Tropfen, die man nicht unbedingt
im Supermarkt findet und die trotzdem erschwinglich sind. Dazu
gehören auch Schaumweine wie Franciacorta, der nach der
Champagner-Methode hergestellt wird, aber deutlich billiger ist als
das französische Pendant.
Im September, wenn die Hauptsaison vorbei ist, zieht es die Gails
wieder an den See. Ganz auswandern wollen sie aber nicht. Die
Heimat, sagen sie, sei nun mal München. |