Marciaga

Die Felsen wurden von Beppo Zanini, S. Coltri, G Pesci e G. Bettinazzi eingebohrt.
Der Zugang ist über Marciaga und dem Golfplatz Ca`degli Ulivi

Bericht einer Münchner Klettergruppe

Gegen Mittag gings vom Zeltplatz hoch nach Marciaga zum Klettern - der erste Kontakt mit dem Fels. Am Felsen zu klettern ist etwas ganz anderes als in der Kletterhalle, kann man nicht direkt miteinander vergleichen. Du hast einen viel besseren Kontakt zum Untergrund, in der Kletterhalle schielst du ja mehr oder weniger auf den nächsten Griff, aber im Freien mußt du ständig probieren und suchen... Okay, ein paar Griffe erkennt man an den Magnesiaspuren, aber sonst... Erste Erkenntnis: Es gibt im Freien wirklich auch so richtig große Henkel mit tiefen Griffmulden wie in der Halle, hätte ich nicht gedacht. Ich dachte es sind doch mehr so kleine Griffchen oder Leisten, fühlte mich im Vorfeld schon überfordert, dem war aber nicht so :-)

Ich bin dann am ersten Tag 5 Routen geklettert, alle so im Schwierigkeitsgrad 4 bis 5+. Eine davon im Vorstieg, die restlichen im Nachstieg. Und das alles bei einem Traumwetter!!!! Eine wunderschöne Landschaft dabei - das war einfach Genuß pur wenn du oben warst, den Erfolg der geglückten Route im Hinterkopf und dann den Blick über den Gardasee!!!!!

Freitag sind wir dann wieder an den gleichen Felsen in Marciaga gefahren, da gibts insgesamt ca. 115 Routen und wir kannten ja erst 10 bis 15 davon :-) Ich habe vor allem Klettertechnik geübt, also die Technik beim Standbauen, beim Nachsichern, beim selbst abseilen usw., um vielleicht am nächsten Tag eine Mehrseillängentour zu gehen.

Am Samstag sind 4 Leute los eine 6-Seillängen-Tour zu gehen - alles so im Schwierigkeitsgrad 4 bis 5. Es ging zügig los, je höher man kam umso wärmer und routinierter wird man im Fels, umso bewußter wird dir aber auch die Höhe und Situation in der du dich befindest. Hinter uns zog mittlerweile eine Schlechtwetterfront auf, es fing mitten im Fels schon leicht an zu tröpfeln, über uns nur ein gewaltiges überhangendes Felsdach das den Regen abhielt. Um mich rum kreisten ein paar Mauersegler auf der Jagd nach Mücken. Irgendwann fing es an zu Donnern und zu Blitzen und du mußt cool in der Wand bleiben und weiterklettern - grenzwertige Erfahrungen...

Ich war an einer kniffligen Schlüsselstelle angetropft, Tina hat gefroren, ich hatte irgendwas zwischen Angst und Respekt vor dem Fels und der Höhe, hinter uns das Gewitter das wir schon sehen konnten - irgendwann hat er "Rückzug" gesagt und da war klar dass wir nicht weiterklettern sondern uns abseilen - nach 5 Seillängen. Wir haben dann zu viert Stand gebaut und uns in 2 Etappen 90 Meter abgeseilt. Das war eine Wahnsinns Erfahrung - wir waren alle glücklich als wir unten ankamen - kein bißchen traurig dass wir es nicht geschafft haben sondern stolz auf unsere Leistung und den Mut, rechtzeitig auch mal sich zurückzuziehen. Als wir wieder am Zeltplatz ankamen haben wir so ziemlich alles verschlungen was Kalorien hatte (ich hatte in der Wand einen Schoko-Müsliriegel dabei, den haben wir uns zu dritt brüderlich geteilt :-)) Unten gabs dann mehr aus der Verpflegungstüte und am Zeltplatz Käsespätzle satt !!!!!!

Auf dem Heimweg haben wir noch in Arco im Norden des Gardasees Station gemacht und sind dort nochmal geklettert. Aber es war uns dort zu voll und zu überlaufen. nicht so schön wie die Tage zuvor in Marciaga, also schon wieder Rückzug antreten und shoppen - Klettersachen natürlich!!! Dann gab's noch ein Super Eis und einen Capuccino zum Ausklingen und los gings Richtung Heimat. Abschließend haben wir uns noch in Sterzing zum Abendessen getroffen und sich dann so um 2 Uhr nachts in München aufgeschlagen.

Es war ein superschöner Urlaub, wird auf jeden Fall wiederholt! Wenn ich bislang noch nicht so vom Klettern begeistert war - jetzt bin ichs!!