Das Lied
vom idealen Park
Es gibt eine ganze Reihe schöner Gärten
und Parks rings um den Gardasee, den an
einen Stadtpark erinnernden Sigurta in
Valleggio, rein italienische, wie den
Giardino di Pojega inmitten der
Weinberge von Negrar mit seinem Teatro
Verde, wo Zypressen die Kulisse und
Boxbaum Hecken die Ränge bilden,
englische nach der Mode des 18.
Jahrhunderts, wie der der Villa
Mosconi-Bertani, in Arbizzano di Negar
im Valpolicella, und den als
Weltkulturerbe ausgezeichneten Giardino
Guisti in Verona, aber nur einen, der
das altpersische Wort Paradies, das für
Garten bedeutet, so sinngemäß übersetzt
hat.
Unsern schönen Wahn zu preisen,
will ich einen Park anlegen,
als Gehege Deiner Gesten,
als botanisches Gedicht.
So beschreibt Andrè Heller und nennt ihn
mit seinen mehr als 2000 Pflanzenarten
aus aller Welt eine „Musterkollektion
der Weltgegenden“. „Diesem Paradies“
erzählt er weiter, „gehöre ich seit 1988
an und es hört nicht auf mich zu
erstaunen und mich mit Freude
auszustatten. Der Zahnarzt des letzte
Zaren, Dr. Arthur Hruska, war der
Begründer meines Glücks, in dem sich
auch eine venezianische Villa befindet,
die mein Zuhause wurde. Wenn ich von
dort über den Garten auf den See schaue,
fällt es mir immer noch schwer zu
glauben, dass dieser Park mich als Hüter
wollte und ich danke es ihm, so gut ich
kann, mit Liebe.“
Aufgrund finanzieller Schieflagen musste
Heller die Villa abtreten, seinen Garten
kann er, wenn er nicht gerade in seinem
neuen in Marrakesch weilt, nutzen, wie
bisher:
An tropischen Sommerabenden lasse ich
pakistanische Pferdedecken und
Sari-Polster auf die Wiesen legen, die
Wege mit türkischen Laternen säumen und
mich und meine Freunde von einem
Berberkoch mit kulinarischen
Verführungen aus dem Maghreb verwöhnen.
Gleich bei Eintritt durch das von ihm
selbst entworfene Eingangstor öffnen
Japanische Stechpalmen, tibetische
Fahnenbäume, eine chilenischen Araukarie
und den Parinirvana Buddha aus Burma
eine andere Welt, in der uns Keit
Harings sich freuenden Hund und das
niedliche kleine Mädchen, von Peter
Pongratz herzlich uns begrüßen. Auf
meine Frage woher das für Gärten im
Mediterranen Klima existenziell wichtige
Wasser käme, (das wir für unseren Garten
für teures Geld aus der Etsch beziehen)
erfahre ich, dass der Park eine eigene
Quelle oberhalb von Gardone habe deren
Wasser unterirdisch in den oberen Teil
des Gartens geleitet wird wo es ein
Becken speist von dem aus es sich in
Bächen und Teiche verzweigt in denen,
wie im Lago Malo, japanischen Koi
Karpfen leben.
An dessen Ufer sitzt, zufrieden
lächelnd, der Elefantenköpfige Gott
Ganesha, einer der beliebtesten
indischen Götter. Er hat, wie es nun mal
seine Art ist, auch dieses Problem aus
dem Weg geräumt. Durch die Wassertaufe
gereinigt und vom monotonen Schlag des
Shishi Odoshi begleitet, betrete ich
durch das Chinesische Tor die der
Meditation gewidmete Welt eines
Bambushains. Bambus und Lotus sind
Sinnbilder Asiatischer Kultur. Bambus,
erst seit dem 19. Jahrhundert in unseren
Breiten heimisch, steht für Ausdauer und
Hartnäckigkeit. Durch seine Rhizotome,
ein unterirdisches Wurzelgeflecht, ist
Bambus, wenn man ihn einmal im Garten
hat, in seiner Ausbreitung kaum zu
bremsen. Junge Sprossen können an einem
Tag bis zu einem halben Meter wachsen.
Wie ausdauernd seine Fasern sind,
zeigten Edisons erste
Glühbirnenversuche, deren Bambusfasern
stundenlang glühten. Dabei sind die
frischen Sprossen so saftig, dass die
schwarzweißen Pandabären es ablehnen
überhaupt etwas anderes zu fressen. Om
mani padme hum, das Heil lieg in der
Lotosblume, heißt es in einem Buddhismus
Mantra. Die Fähigkeit Schmutz von sich
zu weisen und sich als schneeweiße Blüte
aus den im Schlamm steckenden Wurzeln zu
erheben, lässt den Lotos zum Symbol der
Reinheit und Erleuchtung werden und
macht die Blüte zum Sinnbild für Buddhas
Lehre.
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